Geschichtliches zur Marienkirche Schleitheim

Marienkirche Schleitheim - eine heimelige, einfache Kirche aus Tuffstein, die zur Landschaft passt. Eine Kirche, wo Menschen ihre Sorgen und Nöte ablegen, wo Menschen aber auch feiern.

Der Kirchenbau in Schleitheim ist in eine schwierige Zeit gefallen. Aus politischen und seelsorgerischen Gründen hat sich der Kirchenbau regelrecht aufgedrängt. 1918  hat das gesamte Klettgau zur Pfarrei Neuhausen gehört, die unabhängig geworden war. 1937 ist die Bruder Klaus Kirche Hallau gebaut worden. Zwei Jahre später, 1939, ist Hallau mit den umliegenden Gemeinden selbstständig geworden. Nur Schleitheim mit 106 und Beggingen mit 16 Katholiken sind in der Pfarrei Neuhausen geblieben – weit ab von Neuhausen! Der ehemalige Pfarrer Okle von Neuhausen sagte, dass „da hinde verwaiste Seele wohne“ und sein Nachfolger Pfarrer Niggli sprach von „s`religiöse Läbe hinderm Rande sig vertröchnet“. Die Seelsorge zu dieser Zeit war sicher nicht einfach. Die älteren Generationen hatten eine gute Beziehung zum nahegelegenen Kloster Stühlingen und zur Stadtkirche Stühlingen. Die seelsorgerische Betreuung übernahmen die Kapuzinerpater vom Kloster. Unterrichtet haben sie in einem Privathaus in Oberwiesen und zur Messe gingen die Menschen in die Stadtkirche. Der Kultusverein (heute Kirchenstand) Neuhausen hat eine Vergütung für all das zahlen müssen. Die Schleitheimer Katholiken haben sich sicher auch aus anderen Gründen dem Südschwarzwald näher gefühlt als Neuhausen – sei dies durch die geografische Lage vom hinteren Klettgau oder durch Heiraten über die Grenze hinweg, welche verwandtschaftliche Beziehungen verstärkten. Mit dem Nazireich ist der Grenzübertritt für Katholiken immer schwieriger geworden. Man hat nach Lösungen gesucht. Eine Möglichkeit wäre die alte Eternitkapelle von Hallau gewesen. Der Kultusverein entschied sich schlussendlich für einen Neubau einer einfachen, kleinen Kirche. 1937 wurde am Mühliwegli für 500 Franken ein Bauplatz gekauft. Es wurde Geld gesammelt, um den Bau zu finanzieren. Vom bischöflichen Ordinariat wurden 5000 Franken versprochen, von Bund und Kanton 2000 Franken.  Erstaunliche 7728 Franken flossen durch Bettelaktionen ein. 735 Franken wurden von der Gemeinde Schleitheim gesprochen mit der Auflage, Baumaterial und Handwerker soweit möglich aus dem Dorf zu berücksichtigen. Auch aus der reformierten Kirchgemeinde und von privaten Gönnern kam Unterstützung. Am 20. Mai 1939 hat der Kultusverein den Beginn des Baus der Kirche Schleitheim beschlossen. Mit einem Kostenvoranschlag von 25 000 Franken ist die Kirche von Architekt Arnold Meyer erbaut worden. Wegen Feuchtigkeit am Hang kamen zusätzliche Kosten u.a. für eine Stützmauer hinzu, sodass alles zusammen 10 000 Franken teurer wurde. Grundsteinlegung war am 6. August 1939. Den Name „Maria, der lieben Mutter Gottes“ vergab man in Anlehnung an die ältesten Schleitheimer Kirche, die 993 erstmals erwähnt wurde, ebenfalls Marienkirche.  Wenige Wochen nach Grundsteinlegung brach der 2. Weltkrieg aus. Als Notlösung, weil die Kirche noch im Bau war, feierte man Gottesdienste in der Parkettfabrik der Familie Gonon, an kalten Wintertagen sogar in ihrem Wohnhaus. Am 5. Mai 1940 wurde die Schleitheimer Marienkirche von Bischof Franziskus von Streng eingeweiht und auch gleichzeitig noch Kinder gefirmt. Die Einweihung der Kirche und die Reden standen alle im Zeichen der damaligen Umstände. Ganz besonders hat man die religiöse Toleranz hervorgehoben und den Willen zu einem friedlichen Miteinander. Die Angst vor Hitlers Armee hinter der nahen Grenze war greifbar. Wenige Tage nach der Einweihung haben Hitlers Truppen Belgien und Holland überfallen.

Etwa in den 70iger Jahren hat man aus dem Unterbau Kessel und Schubkarren voller Steine geschleppt. In Fronarbeit wurde der Unterbau „bewohnbar“ gemacht. Das Kirchensääli und Küche sind so entstanden. Das Sääli wird für verschiedene Anlässe genutzt – am Jahresbeginn mit dem Racletteabend, für Apéro-Vorbereitungen das ganze Jahr hindurch. Die Rosenkranzfrauen treffen sich hier regelmässig, Palmen für den Palmsonntag gebunden. Der Christenrat, die Vertretung aller Konfessionen, kommen hier auch im Turnus zusammen.

(Quelle: aus der Rede von Vreni Bastawrous anlässlich 70 Jahre Marienkirche Schleitheim am 9. Mai 2010)

1995 wurde schliesslich der Seelsorgeverband Neuhausen-Hallau eingerichtet. So hat der Seelsorgeverband Neuhausen-Hallau in etwa vorweg genommen, was das Bistum Basel im Rahmen des Pastoralen Entwicklungsplanes (PEP) mit der Errichtung von Pastoralräumen verwirklichen will, um zu gewährleisten, dass die Seelsorge heute möglichst gut gelingen kann.

Der Pastoralraum Neuhausen-Hallau wurden dann auch am 3. März 2012 feierlich durch Bischof Felix Gmür errichtet.

2012 wurde eine Gebetsecke mit einer grösseren Marienstatue und einem Ständer mit Opferkerzen eingerichtet. Der Bildhauer, Robert Hangartner in Altstätten wurde mit dieser Arbeit beauftragt. Finanziert wurde die Maria-Statue vollumfänglich mit Spendengeldern. Inzwischen kamen noch eine Jesusfigur als Baby und der 12 jährige Jesus hinzu, die als seperate Figuren Maria in die Arme oder zur Seite gestellt werden können. Viele Menschen suchen heute die Stille und das persönliche Gebet. Das schlichte Marien-Kirchlein Schleitheim, etwas ausserhalb des Dorfes, lädt förmlich dazu ein, die Fahrt oder den Spaziergang zu unterbrechen und innezuhalten.

Marienkapelle Schleitheim
(Bild: R. Swietek)